28. – 31.07.2017

Urlaub im Kinderhospiz

 

 

Ja genau, ihr lest das schon richtig – ich habe mit Papa und Mama Urlaub gemacht. Im Hospiz. Viele stellen sich darunter etwas ganz schlimmes vor. Stimmt zum Teil auch, denn die Krankheiten der Menschen die in ein Hospiz gehen sind schlimm. Lebensverkürzend sagen die Erwachsenen dazu. Aber nicht immer, insbesondere im Fall von Kindern wie mir, geht man dort nur hin wenn es akut und ernst ist. Das würden sie dann „final“ nennen. Wir haben also einfach mal Urlaub gemacht. Von all dem Müssen und Sollen. Keine Kämpfe um Hilfsmittel, keine Therapien, keine Pakete mit Zubehör bestellen, keine wichtigen Telefonate und auch mal – für vier Tage – kein Galileo. Nur aufwachen, frisch machen, essen, viel viel spielen und vorlesen und wieder ins Bett gehen. Ich sag euch, das war toll! Für mich, für Papa, für Mama…

 

 

…für unseren Bus Nelson nur bedingt 😉 Der musste nämlich ziemlich viel Zeug bewegen. Auch wenn wir nur vier Tage, naja, zwei ganze und zwei halbe machen eher drei, dort waren. Leider müssen trotzdem sämtliche (Ersatz-)Geräte und das ganze Zubehör mit. Abgesehen von der Kleidung und meinem Essen ist es also egal wie lange wir wegfahren – Papa und Mama kommen immer ein wenig ins Schwitzen bis alles verpackt ist. Wie das erstmal wird wenn ich einen Rolli hab will ich mir gar nicht vorstellen…

 

 

Die Fahrt hab ich gut überstanden, mich aber gegen Papas und Mamas Plan gewehrt währenddessen Mittagsschlaf zu machen. Pah! Ist doch viel interessanter die LKWs und Straßenschilder zu beobachten. Hab also ein 20-Minuten-Schläfchen gemacht und dann gut aufgepasst wo Papa uns hinbringt. Schlussendlich in das Zimmer, das ihr hier oben sehen könnt. So schön! Mama hätte am liebsten den bunten Ohrensessel mit nach Hause genommen und ich muss zugeben, dass mir das Pflegebett mit den Tieren schon noch ein bisschen besser gefallen hat als meins, das nur aus Holz ist. Könnt ihr den Löwen unten sehen? Den fand ich am besten! Weil ich so wenig geschlafen hab musste ich erstmal ne Pause machen, hab inhaliert und einen Film geschaut. Bobo Siebenschläfer war das. Wer uns gut kennt muss jetzt vielleicht lachen, denn Papas Spitzname ist Bobo und schlafen tut er auch gern 😉

 

 

Ratet doch mal, was als nächstes passiert ist…die Clowns waren da! Cannelloni hieß die Frau, zusammen mit ihrem Clown-Kumpel, dessen Namen ich aber nicht mehr weiß. Tolle Seifenblasen hatten sie dabei und eine Ukulele, auf der Dschungelbuch-Lieder gespielt wurden – dubidu, ich wär so gern wie duhuhu! Dabei konnte ich auch gleich die anderen Kinder kennenlernen, insgesamt waren wir sechs. Aus allen Altersklassen war jemand dabei, ich war nicht einmal der Jüngste. Das Baby-Mädchen war nämlich erst ein paar Wochen alt und weil immer dieselbe Krankenschwester für uns beide zuständig war habe ich mich im Babysitten geübt und sie ganz viel beobachtet.

 

 

Wir hatten soooo tolles Wetter! Zum Glück, denn sonst hätte ich gar nicht die ganzen Hängematten und Schaukeln im Innenhof ausprobieren können. Mein Favorit war die grüne. Dort drin hab ich fast den ganzen restlichen Nachmittag verbracht, nebenbei das Plätschern des Bachs und immer in Gesellschaft – genau wie ich das mag, mittendrin sein, zuschauen können, aber auch nicht genervt werden von zu vielen Streicheleinheiten oder Backenkneifern 😉

 

 

Was soll ich noch erzählen? Es war toll für uns alle! Ich durfte noch ein Gitarrenkonzert von einem der Pfleger mit anhören und hab mit den Unterarmen mitgetanzt, war im großen Planschbecken schwimmen, hab ganz viele Distel-Pollen gefangen und wieder fliegen lassen und bekam mein Mittag- und Abendessen frisch püriert direkt aus der Küche geliefert. Papa und Mama konnten an zwei Tagen ausschlafen, mussten sich mal um nichts von den alltäglichen Dingen kümmern, waren einen Abend als ich schon geschlafen habe bei Bekannten in der Nähe und haben ansonsten einfach schöne Sommer-Urlaubs-Nachmittage mit mir auf dem Hospizgelände verbracht. Immerzu kam jemand zu ihnen und hat gefragt ob sie Kaffee oder selbst gemachte Limonade wollen. Ein bisschen wie in einem ganz normalen Hotel, auch wenn es kein ganz gewöhnlicher Urlaub war…