01.07.2017

Die Ruhe während des Sturms

 

Hallo ihr Lieben!

Entschuldigt, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen….

Es waren wieder ein paar aufregende und vollgepackte Tage. Nur kurz vorab: Mir gehts bestens! Trotz Regenwetter und vieler Zähne, die sich ihren Weg langsam nach draußen bahnen, schlage ich mich ganz gut.

 

 

Wie vereinbart will ich euch noch von meinem Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldaschaff letzten Mittwoch erzählen. Und auch von dem Vorfall, bei dem ich die Jungs kennengelernt habe. Vorab muss ich aber sagen, dass das keine besonders schöne Geschichte ist. Der bisher größte und dramatischste Zwischenfall bei mir – und hoffentlich auch der letzte. Die Jungs jedenfalls haben gesagt, dass sie sich immer freuen mich zu sehen, aber nur noch zu guten Anlässen 😉

Passiert ist es am 20. Januar diesen Jahres. Ich hatte gerade ein paar Tage vorher meine 4. Nusinersen-Injektion in Freiburg bekommen und wie so oft wurde ich nach dem Klinikaufenthalt krank. An diesem Freitag (Mama sagt, sie wäre wohl abergläubisch geworden, wenn ich mir den Freitag davor, den 13., für so eine Aktion ausgesucht hätte) gegen kurz vor eins, nachdem ich ausgeschlafen hatte und nicht mehr an der Beatmung war, hatte ich eine Sekretverlagerung. Das heißt, dass ein Pfropfen fester Schleim in den Atemwegen hängen bleibt und man nicht mehr atmen kann, weil sie einfach „zu“ sind. Das kann bei Smartys wie mir ziemlich schnell und unerwartet passieren, weil wir nicht stark genug husten können, um den Pfropfen ganz nach oben zu bewegen. Jedenfalls bekam ich keine Luft mehr, lief erst blau und dann grau an. Letzteres ist kein gutes Zeichen, denn dann schlägt auch das Herz schon nicht mehr ausreichend, weil es an Sauerstoff fehlt. Ganz salopp gesagt: Ich habe an diesem Tag mal kurz ganz da oben angeklopft.

Zum Glück hat Papa schnell reagiert und mit der Herzdruckmassage und dem bebeuteln begonnen. Mama war leider nicht Zuhause, weil der Kühlschrank leer war und sie einkaufen musste. Während Papa so um mich gekämpft hat wurde auch der Notarzt alarmiert. Weil der aber eine ganze Weile bis zu uns nach Hause braucht (allein die nächsten Rettungswachen mit Krankenwagen sind mindestens 10-15 Autominuten entfernt) wurde automatisch auch die First Responder Gruppe der Feuerwehr alarmiert. Papa und Mama können es immer noch nicht glauben, aber rückblickend betrachtet und so gut es geht berechnet haben die ersten Sanitäter nur zwei bis drei Minuten gebraucht bis sie bei mir waren – einfach unglaublich! Und obwohl so ein Notfall bei jemandem in meinem Alter alles andere als gewöhnlich ist haben sie keinen Augenblick gezögert und Papa sofort bei den Reanimationsmaßnahmen abgelöst. Nach noch einmal etwa 30 Sekunden hatten sie mich dann zurück – da habe ich wieder meinen ersten Atemzug gemacht.

Als ob das nicht schon genug wäre haben die Jungs auch das ganze Drumherum noch geregelt – Mama draußen abgefangen als sie nach dem Anruf Zuhause ankam und sie auf das vorbereitet, was gerade passiert war; Den Notarzt eingewiesen als er mit dem Hubschrauber auf dem Sportplatz gelandet ist; Den Sportplatz überhaupt erst für die Landung vorbereitet.

Genau dafür sind First Responder nämlich da: Um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes so gut es nur irgendwie geht abzufangen, die Ankunft und Übernahme der Situation für diesen zu erleichtern (meistens kennen sich die Feuerwehrleute einfach viel besser im Ort aus) sowie die Vor- und Nachbereitung des Transports in eine geeignete Klinik.

Und ich sag euch was: Diese Jungs haben ihren Job mehr als gut gemacht!

Dann ist es auch egal, ob jemand in einer schicken Uniform oder einfach in einem abgewaschenen T-Shirt und mit Strickmütze auf dem Kopf kommt – so lange so viel Wissen, Mut und Herz unter der Mütze und hinter dem T-Shirt stecken hat alles andere keine Bedeutung.

 

 

Am Mittwoch habe ich also zusammen mit Papa und Mama eben diese Männer noch einmal besucht. Sie wollen am Tag der offenen Tür am 30.07. hier in Waldaschaff (mit Fahrzeugweihe und vielen Aktionen für Kinder) nämlich auch etwas für mich organisieren bezüglich der Spendenaktion. Dafür wollten wir ein Foto machen von den Januar-Jungs und mir. Schlussendlich haben Papa und Mama sich auch noch lange unterhalten mit ihnen. Wie das damals war für beide Seiten. Und wie es mir jetzt geht, wo ich alles überstanden habe. Ein schöner Nachmittag war das – ich hatte auch den Feuerwehrdrachen Grisu dabei, den ich von ihnen geschenkt bekommen habe, als ich nach dem Vorfall noch vier Wochen in zwei verschiedenen Kliniken war.

 

Jetzt aber eine ruhige Nacht euch – ich schlafe jedenfalls schon, wie jede Nacht mit meiner Giraffe, tief und fest….