09.08.2021
Rückblick: Meine Taufe
Hallo ihr Lieben!
Schön, dass ihr noch da oder zwischenzeitlich dazugekommen seid. Aus Gründen, die ein aufmerksamer Leser kennt, mussten wir uns hier ein wenig ruhig verhalten. Der Spruch „Alles was Sie sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden“, den wir alle aus Film und Fernsehen kennen, war bzw. ist bei uns auch noch immer an der Tagesordnung. Es geht um die Sache mit dem Auto. Papa und Mama haben inzwischen einen Anwalt eingeschaltet und die Reise geht weiter. Wir alle sind gespannt wie lange es noch dauert und wo sie uns am Ende hinführt.
Wie auch immer: Ich möchte euch trotzdem mal wieder etwas erzählen. Nichts aktuelles, doch aber etwas, an das Papa und Mama gerne denken, wenn Zeit dafür ist. Es geht um meine Taufe.
Vor fast fünf Jahren war dieser Tag. Der 14.08.2016. Es soll hier nicht um den Glauben an sich gehen. Nicht darum, wer warum wann ein solches Sakrament empfängt. Sondern darum, welcher Zauber in diesem Tag für mich und auch für Papa und Mama lag.
Es war ein wahnsinnig heißer Tag.
Der Tag, an dem sich 80 Menschen, so unterschiedlich wie ihr sie euch nur vorstellen könnt, zusammenfanden, um mit mir zu feiern.
Ein Tag, an dem alle Familienstreitigkeiten beiseite gelegt wurden um ihn für mich und mit mir möglichst schön gestalten zu können.
Ein Tag, an dem vormittags noch Zuhause ein Zitronenfalter nicht von uns ablassen konnte, fast eine Stunde um uns herumschwirrte und sich auf unsere Hände, Gesichter und Arme setzte. Völlig ohne Angst, ganz zart.
Der Tag, an dem ich das schönste Tauf-Outfit tragen konnte, mit vier verschiedenen Halstüchern zur Auswahl, alles von Hand genäht nach Papas und Mamas Wünschen und meinen Bedürfnissen.
Der Tag, an dem die schönste Taufkerze, ebenfalls handgemacht, angezündet wurde.
Der Tag, an dem das Alter der Besucher von <1 bis >80 reichte.
Der Tag, der sogar die bühnenscheusten Familienmitglieder und die entferntesten Freunde dazu brachte eine Fürbitte vorzulesen.
Der Tag, der meinen Taufpaten dazu brachte sich mit Mitte 20 vorher noch spontan firmen zu lassen, um mein Taufpate sein zu können.
Der Tag, der meine Taufzeugin, die eigentlich nicht mehr der Kirche angehört, dazu brachte nochmals eine zu betreten.
Der Tag, an dem eine Band spielte, die aus Menschen bestand, die wir gar nicht kannten, nur weil es meine Taufe war, der ganze Ort davon wusste und es ihnen ein Bedürfnis war für mich zu spielen.
Der Tag, an dem wir endlich verstanden, warum die Band die Liedtexte bei uns Zuhause hatte liegen lassen (wir hätten sie kopieren müssen) und trotzdem alle nach bestem Wissen mitgesungen haben.
Der Tag, an dem alle Passanten und Autos stehen blieben um unser Gruppenfoto nicht zu stören (wegen der vielen Menschen musste der spontan auserkorene Spaziergänger-Fotograf von der anderen Straßenseite aus fotografieren).
Der Tag, an dem Papa viel zu viel über das „Om“ an seiner Halskette und Mama über die Länge ihres Kleides nachgedacht hat, obwohl es um so viel Größeres ging.
Einer der wenigen Tage, an denen die Millionen Legionen, die ich hinter mir habe und brauche, sichtbar waren.
Ein Tag, den Papa, Mama und ich nicht mehr vergessen werden.
„Und ich rufe alle Superhelden, alle großen Meister, alle Highlander, alle Krieger, alle guten Geister, alle Superfreaks und Auserwählten zu mir ins Hier – ich hab Millionen Legionen hinter mir.“
(Die Fantastischen Vier – Millionen Legionen)